Misereor

.. „ich habe Erbarmen“ – und helfe so „dem Nächsten“. Wer ist der Nächste? – Nicht der in unmittelbarer  Nähe auch? Wo ist das Erbarmen,wenn ich in unkontrollierter Lautstärke auf jemanden einrede (ihn mit Worten bombardiere), ihn oberlehrerhaft zurechtweise, wenn ich bei ihm kleine Abweichungen zu meinen – als alleingültigen – Normen registriert habe? – Wo habe ich im Lokal
„Misereor“, wenn ich in unüberhörbarer Lautstärke meine Wichtigkeit zum Ausdruck bringe und so dem „Nächsten“ seine Mahlzeit vermiese? – Wenn ich im Zug/Flugzeug/etc. ungeniert und unkontrolliert so laute Kommentare und nichtendenwollende Mitteilungen einem sog. Partner aufdränge, daß der „Nächste“ nicht nur nicht-nichthinhören kann ( er soll es ja offensichtlich mithören und mitkriegen, wie toll ich bin, was ich kann und habe), sondern von eigenen Gedanken und Überlegungen ferngelenkt und verärgert wird. Misereor ist nicht nur die finanzielle Abgabe in Form eines für das vordergründige „gute Gewissen“ getätigte Gabe, sondern die tägliche Umsicht, Nachsicht,Vorsicht, Rücksicht bei dem unmittelbar Nächsten. Bei den neugeprägten „Verzichten“ in der Fastenzeit geht es hier um den Verzicht der Selbstdarstellung der Grenzausweitung – Politik im kleinen Alltag.

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